Die dgp berät Bund, Länder und Kommunen in der Ausgestaltung ihrer beruflichen Ausbildung. Lesen Sie dazu unser Interview, welches wir aus Anlass des „Sommers der Berufsbildung“ mit Beate Scholz, Personalberaterin in der Geschäftsstelle Hannover, geführt haben..
Beate Scholz
Diplom-Psychologin bei der dgp
Wir haben Beate Scholz, Personalberaterin in der Geschäftsstelle Hannover, gebeten, mit uns über ihre Leidenschaft für Berufsausbildung in deutschen Verwaltungen zu sprechen. Seit über 30 Jahren beobachtet und gestaltet sie auch selbst die Nachwuchskräftegewinnung im öffentlichen Dienst.
Was hat Sie zur dgp, der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen e.V., gebracht, und welchen beruflichen Hintergrund haben Sie?
Ich bin schon eine Ewigkeit dabei, nämlich seit 1990. Gestartet bin ich damals direkt nach meinem Psychologie-Studium zunächst als Freiberuflerin, seit 1993 bin ich festangestellt. Und schon während des Studiums habe ich ein Berufspraktikum bei der dgp absolviert, und sogar in meiner Diplomarbeit ging es um die dgp: da habe ich eine Bewährungskontrolle des damaligen dgp-Tests erstellt. Wie man jetzt sicher ahnen kann, ist die dgp ist ein wichtiger Teil meines Lebens.
Sie sind bei der dgp die primäre Ansprechpartnerin für die berufliche Ausbildung. Welche Entwicklungen ließen sich über die letzten Jahre oder Jahrzehnte im Bereich Berufsausbildung erkennen?
Der Anspruch an berufliche Ausbildung, vor allem auch an die Verwaltungsausbildungen im öffentlichen Dienst, ist deutlich gestiegen. Und das nicht nur von den Auszubildenden- bzw. Anwärter*innen, sondern durchaus auch von den Ausbildenden. Der Nachwuchs erhofft sich eine qualifizierte, abwechslungsreiche und möglichst auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittene Ausbildung, in der man sich erfolgreich entwickeln kann und nicht für Routinetätigkeiten abgenutzt wird. Und die Ausbildenden möchten ihre Aufgabe nur nach guter Vorbereitung mit entsprechendem pädagogischen, psychologischen und kommunikativen Handwerkzeug übernehmen.
Auch wenn die Vorstellungen beider Gruppen in dieselbe Richtung gehen, nämlich „nur qualifiziertes Ausbildungspersonal erzeugt qualifizierte Auszubildende“, ist Ausbildung dadurch zeitweise zur Herausforderung geworden. Denn durch den Generationenwandel verabschieden sich viele Ausbilder*innen in den Ruhestand, die jüngeren wollen die Aufgabe erst nach erfolgter Qualifizierung übernehmen. So kam es, dass eine bis 2021 stetig zunehmende Zahl von Nachwuchskräften einer abnehmenden Zahl von Ausbildungskräften gegenüberstand.
Man hört und liest immer wieder von unbesetzten Ausbildungsstellen, insbesondere bei handwerklichen Berufen. Wie verhält sich die Situation in der Verwaltung?
Zurzeit zeichnet sich fast flächendeckend eine abnehmende Zahl von qualifizierten Bewerber*innen ab, so dass im neuen Ausbildungsjahr wahrscheinlich viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben werden. Dabei sind Bund, Länder und Kommunen hervorragende Ausbildungsorganisationen sowie im Anschluss sehr stabile Arbeitgeber*innen.
Die Herausforderung der nächsten Jahre wird sein, qualifizierte Bewerber*innen zu finden, diese qualifiziert auszubilden und sie dann an die Organisation zu binden. Positiv zu vermerken ist an dieser Stelle, dass die Bindung der Nachwuchskräfte im Verwaltungsbereich an ihren Ausbildungsbetrieb deutlich höher ist als in anderen Ausbildungsbereichen. Liegt die Abbrecherquote allgemein bei ca. 25 Prozent, liegt sie im öffentlichen Dienst nur bei ca. 5 Prozent.
Nicht zu vergessen ist auch, dass sich die Anzahl der Ausbildungsmöglichkeiten über die Jahre deutlich erhöht hat – allein die Bundesverwaltung bietet inzwischen Plätze in mehr als 130 Ausbildungsberufen in allen Regionen Deutschlands an. Denken Sie allein an die ganzen IT-Bedarfe der öffentlichen Verwaltung.
Arbeiten Sie mehr mit Ausbildenden oder mehr mit Auszubildenden?
Tatsächlich mehr mit Ausbilder*innen; unter anderem, weil wir für sie ein deutlich größeres Angebot haben. Wir bieten hier ja praktisch zu allen Fragen der Ausbildung etwas an: von der Vorbereitung der praktischen Ausbildung am Arbeitsplatz, vom ersten Ausbildungstag, von der Zielorientierung, der methodischen Vielfalt, über Fragen der Kommunikation und Motivation oder den Umgang mit schwierigen Ausbildungssituationen bis hin zur endgültigen Beurteilung.
Die Arbeit mit Azubis macht mir ebenso viel Spaß. Zum Beispiel gibt es das Seminar „Knigge am Arbeitsplatz“, wo wir uns unter anderem mit erfolgversprechenden Umgangsformen unter Kolleg*innen oder mit Kund*innen am Telefon auseinandersetzen – hier ist mein Ziel, die Nachwuchskräfte beim Onboarding im Berufsleben zu unterstützen. Interessant ist es auch, sie in Teambuilding-Workshops zusammenwachsen zu sehen und ihre Entwicklung bis zum Ende der Ausbildung in der Prüfungsvorbereitung begleiten zu dürfen.
Die Mischung aus Ausbilder*innen- und Auszubildenden-Seminaren macht für mich den Reiz meiner Tätigkeit aus: beiden Seiten spiegeln zu können, wie es die jeweils andere Seite „sehen“ könnte und dadurch Perspektivwechsel und Konfliktprävention zu ermöglichen, so dass beide Seiten Spaß und Erfolg in der Ausbildung haben.
Haben Sie ein Lieblingsprojekt aus Ihrer eigenen Praxis bei der dgp?
Ein Lieblingsprojekt habe ich nicht wirklich: mir liegt das jeweils aktuelle Projekt immer sehr am Herzen, dafür brenne ich. Spannend ist – egal ob es um Veranstaltungen für Ausbildende oder Auszubildende geht – die Zusammenarbeit mit den Ausbildungsleitungen und der passgenaue Zuschnitt auf die jeweilige Ausbildungssituation.
Manchmal geht es im Anschluss an das eigentliche Projekt noch weiter: zum Beispiel ergibt sich aus einer Veranstaltung, dass wir einen Beurteilungsbogen überarbeiten, oder wir werden mit Workshops zu „Ausbildung im Ganzen“ betraut, die von der Rekrutierung bis zur Beurteilung und Übernahme ganze Abläufe neu strukturieren helfen. Solche Prozesse machen Spaß!
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